Liberalisierung und Wettbewerb im spanischen Eisenbahnnetz

Liberalisierung und Wettbewerb im spanischen Eisenbahnnetz

Die spanische Regulierungsbehörde genehmigt den Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen auf UDV-Strecken

Mit dem Eintritt von Ouigo (einem Unternehmen der SNCF) auf der Strecke Madrid-Barcelona im Mai 2021 begann die Liberalisierung des spanischen Hochgeschwindigkeitsbahnsektors. Im November 2022 schickte auch Iryo, ein Unternehmen im Besitz von Trenitalia und Aktionären von Air Nostrum, seine Züge auf dieselbe Strecke. Das Fallbeispiel Spanien ist auch für andere europäische Länder interessant, die eine Wettbewerbszusage im Schienenverkehr verzeichnen. Wirtschaftstheoretische Erkenntnisse wie auch Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass der Wettbewerb zu sinkenden Ticketpreisen und einem Anstieg des Verkehrsvolumens führen kann, wie es derzeit in Spanien zu beobachten ist. Laut der Plattform Trainline ist das durchschnittliche Ticket für die Strecke Madrid-Barcelona jetzt 43 % günstiger als vor der Liberalisierung.

 

Betrachtet man den Personenverkehr, so ist der Zuwachs auf der Strecke Madrid-Barcelona deutlich größer als auf den Strecken Madrid-Valencia und Madrid-Sevilla. Auf den beiden letztgenannten Strecken war im ersten Quartal 2021 und im dritten Quartal 2022 kein Wettbewerb zu verzeichnen.

 

Neben den aus anderen Bereichen wie der Telekommunikation bekannten Vorteilen der Liberalisierung kann der Wettbewerb jedoch auch zu Spannungen zwischen den Unternehmen führen. Die Rolle der Regulierungsbehörde ist von großer Bedeutung. Sie schafft nicht nur die Voraussetzungen für die Entwicklung des Wettbewerbs, sie löst auch etwaige Konflikte zwischen den Betreibern in angemessener Form.

Im Zusammenhang mit der jüngsten Aufnahme von Strecken, auf denen Renfe im Rahmen einer Universaldienstverpflichtung (UDV)  tätig ist (d. h. Madrid-Cuenca, Madrid-Albacete, Albacete-Cuenca und Barcelona-Camp de Tarragona) durch Iryos bewertete die CNMC die möglichen wettbewerbsrechtlichen Auswirkungen, des neuen Betreibers auf Renfe. Zu diesem Zweck verglich sie die Merkmale der Iryo-Verbindungen (Reisezeit, Preis und Frequenz) mit denen der von Renfe im Rahmen der UVD betriebenen Verbindungen. Die CNMC kam zu dem Schluss, dass diese aufgrund von Unterschieden in den genannten Merkmalen keine Substitute darstellten und somit die Verbindungen von Iryo nicht im Wettbewerb zu den im Rahmen der UVD betriebenen Strecken stünden. Die Ergebnisse dieser Analyse legen nahe, dass der Markteintritt von Iryos einer potenziellen Nachfrage nach differenzierten Produkten entsprach, die gerade durch den Wettbewerb entstanden ist.

Frontier berät regelmäßig zu Fragen des Wettbewerbs im Verkehrssektor. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an media@frontier-economics.com oder telefonisch unter +44 (0) 20 7031 7000.